Snäggle als Nationalsport

Nach Abschluss des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfests vor knapp zwei Wochen ist klar: die Nordostschweiz muss weiter auf einen Königstitel warten – Sämi hat es leider «vergiget»! Der Thurgau bleibt also weiterhin in den eisernen Händen der amtierenden Apfelkönigin.

Als ich das Geschehen live vor dem Fernseher verfolgte, habe ich mich aber gefragt: Warum fasziniert der Schwingsport nur in der Schweiz? Klar, auf den ersten Blick wirkt es nicht sehr spannend. Kräftige Männer im Sägemehlring zerren unermüdlich an den Hosen des Gegenübers. Man könnte also fast meinen, es handle sich um eine professionelle Form des nicht immer ganz freiwilligen Pausenplatz-Schulsports Snäggle. Dort zieht man so lange an der Unterhose eines Mitschülers, bis dieser hinfällt oder man – wie Schwingerkönig Wicki im Schlussgang – den Griff verliert. Anders als im Schwingsport bekommt man aber in jedem Fall ein Resultat: Strafaufgaben und Nachsitzen.

Der Schwingsport hat aber viel mehr zu bieten. Mit über 300 verschiedenen Varianten oder Kombinationen an Schwüngen ist er dem Kommerz-König Fussball weit überleben. Dort gibt es lediglich zwei, das Foul und die Schwalbe. Und dennoch waren unter den insgesamt 274 Schwingern nur gerade sechs Auslandschwinger vertreten. Wahrscheinlich lag es am Titel des Einladungsschreibens: Swingers only! Die sechs Auslandschwinger waren bestimmt enttäuscht, als sie realisierten, dass man immer nur zu zweit im Sägemehlring steht.

Auch wenn sich die Faszination im Ausland in Grenzen hält, wir sind und bleiben eine begeisterte Schwingnation. Wie Ignazio Cassis während seiner Festrede verlauten liess: «Schauen sie, ich bin 1 Meter 71 gross, 75 Kilo schwer und Tessiner.» Auch unser Bundespräsident ist also ein Kämpfer. Ich habe nachgerechnet. Mit einem BMI von 25,6 kämpft er mit einem leichten bis mittleren Übergewicht. Sollte die WHO davon Wind bekommen, wird Cassis wohl demnächst nach China reisen müssen. Denn für Somoringer wäre Schwingen eine gesunde Alternative.

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