Vor zwei Wochen war ich mal wieder beim Zahnarzt und wie immer machte er mir ein schlechtes Gewissen. Schon ganz am Anfang sagte er: „Herr Rütsche, Sie söttet unbedingt ufhöre Kaugummi chätsche.“ Als ich fragte wieso, meinte er nur: „Ich cha Sie sös nöd untersueche!“
Gut, der Erfolg gibt ihm recht. Auf den sozialen Medien Instagram und TikTok hat er mehrere tausend Follower. Während alle anderen Zahnärzte strenge Hygienevorschriften erfüllen, geht meiner also viral.
Aber egal ob mit oder ohne Social Media, ich bewundere Zahnärzte. Ich finde es immer wieder schön zu sehen, dass es auch andere Leute gibt, die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben. Deshalb sind Zahnärzte für mich wie Familie. Die Verwandtschaft sehe ich auch nur einmal im Jahr und trotzdem gehen sie mir auf die Nerven.
Denn obwohl ich seit Jahren dreimal täglich meine Zähne putze und mir jeden Abend mühsam mit Zahnseide das Blut in den Fingerkuppen abklemme, fand er bei mir ein Loch. In seinen Worten: „Ihren Zah isch durchlässig worde!“ Ja, ist doch toll! Mein Zahn hat endlich auch ein Schengen Abkommen.
Er meinte aber, dass er sich das Loch aufgrund meiner guten Mundhygiene nicht erklären könne. Dabei wäre es für mich absolut in Ordnung gegangen, hätte er es einfach nur mir erklärt!
Wie ich jetzt herausgefunden habe, braucht es für die Entstehung von Karies drei Bedingungen: Bakterien, Nahrung und Zeit. Unglaublich doof! Als freischaffender Künstler habe ich doch extrem viel Zeit.
Ginge es nach meinem Zahnarzt, verbringe ich diese Zeit künftig nicht nur mit Zahnseide, sondern auch mit Interdentalbürsten. Will ich nicht nochmals ein Loch, muss ich meine Mundhygiene also weiter priorisieren – Fertig mit Oral B, jetzt gilt Oral A!
Und auch wenn ich künftig nur noch Zeit mit meinen Zähnen verbringe, habe ich endlich Gewissheit, dass ich beruflich auf dem richtigen Weg bin. Denn während der Behandlung meinte mein Zahnarzt: „Herr Rütsche, Sie müend Ihres Mul nöd ganz so wiit uf tue. Bi Ihne gohts au so!“