Problem auf Zeit

Jedes Jahr frage ich mich bei der Zeitumstellung: Werden die Uhren nun eine Stunde vor- oder zurückgestellt? Als ich eine Freundin darauf ansprach, meinte sie nur: «Das ist doch ganz einfach! Frühling schreibt man mit F, deshalb geht es im Frühling eine Stunde vorwärts.»

Hmm… Klar, und in ihrer Freizeit fährt sie auch gerne Felo!

Obwohl die Zeitumstellung kaum Vorteile bringt, machen wir das Theater jedes Jahr mit. Und einige stellen die Uhren bereits am Vorabend um. Diesen Aufwand würde ich mir nie antun. In einem halben Jahr löst sich das Problem doch von allein.

Warten funktioniert auch bei anderen Problemen hervorragend. Steht eine Bank vor dem Bankrott, muss sie nur lange genug warten. Kurz vor dem Ende hilft der Staat. Zum Glück, denn die freie Marktwirtschaft kümmert sich in solchen Situationen nur sehr schlecht um die Verwaltungsräte der Grossbanken.

Das Schweizer Stimmvolk hat sich jedoch nie für die Zeitumstellung ausgesprochen. Offiziell heisst es: Weil die Sommerzeit im europäischen Raum bereits beschlossene Sache war, bat die SBB der Einfachheit halber um eine Angleichung. Ehrlich gesagt, zweifle ich an dieser Version. Bestimmt hat uns die Deutsche Bahn darum gebeten. Sie hat schliesslich einen Ruf zu verlieren. Man stelle sich nur vor, die Züge aus Deutschland wären plötzlich pünktlich.

Und auch konservative Kreise schätzen die Zeitumstellung, insbesondere jene im Herbst. Denn was gibt es Geileres, als wenn die ganze Gesellschaft die Zeit zurückdreht?

Gerade im Frühling löst die Umstellung aber bei vielen einen kleinen Jetlag aus. Mir passiert das zum Glück nie. Auch bei meiner letzten Reise nach England verzichtete ich bewusst auf eine Anpassung der Schweizer Zeit – jegliche Umstellung wäre doch kulturelle Aneignung!

Etwas positives hat die Zeitumstellung aber doch. Während im Frühling viele über einer verlorenen Stunde jammern, gewinne ich dank ihr mehr Lebenszeit. Denn von 2:00 bis 3:00 Uhr in der Nacht mache ich jeweils immer den Frühlingsputz.

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