Läuft bei mir

Vor ein paar Wochen hat mich ein Date gefragt, ob ich mit ihr im Zweierteam an einem Halbmarathon teilnehmen möchte. Wer will schon einundzwanzig Kilometer lang mit jemanden den Fuss zusammenbinden?! Gut, sie relativierte: Für die ersten zehn Kilometer sei ich zuständig, für die zweiten elf sie. Tolle Idee. Ich liebe es, wenn man bereits beim zweiten Treffen nicht miteinander Zeit verbringt.

Wahrscheinlich war es ein Test. Sie wollte wissen, ob ich auch den zweiten, dritten und vierten Schritt mache. Ich machte über zehntausend. Meinen Freunden konnte ich immerhin sagen, dass beim zweiten Mal schon etwas gelaufen sei.

Der Lauf in der Staffel war nicht nur ein Fitness-, sondern auch ein Sozialtest. Weil ich ohne mein Date am Start war, musste ich mich mit einem Typen in Läuferweste und Pulsgurt über seinen Strava Premium Account unterhalten. Im Fussballshirt eines englischen Fünftligisten und einem Loch im Laufschuh fühlte ich mich komplett fehl am Platz. Besonders, als er mir ungefragt erzählte, dass er sechsmal pro Woche trainiere und schon an diversen Triathlons, Halbmarathons und sogar am Jungfraumarathon teilgenommen habe. Warum er vor dem Start demonstrativ noch einen Energieriegel ass, ist mir bis heute ein Rätsel. Am Ende war er vier Minuten langsamer als der Typ im Fussballshirt von Dagenham & Redbridge.

Dass ich während des Laufs keine Zeit mit meinem Date verbringen konnte, war gar nicht so schlimm. Ich bin einfach einer anderen hinterhergerannt. Beim Dating habe ich wortwörtlich Fortschritte gemacht.

Klar, es gab auch Nachteile. Wie ich später per Twint-Anfrage erfahren habe, betrug das Startgeld stolze sechzig Franken pro Person. Umgerechnet ist das ein Franken pro 167 Meter. Hätte ich das vorher gewusst, wäre für mich ein bisschen mehr Nähe völlig in Ordnung gegangen.

Wie dem auch sei: Ich freue mich bereits jetzt auf das dritte Date. Wir gehen in die Sauna. Sie in die Frauensauna – ich in die gemischte. Wir sind immerhin schon im gleichen Gebäude.