Vor ein paar Tagen moderierte ich zum ersten Mal eine Live-Datingshow im Stil des TV-Klassikers Herzblatt. Oder wie es ein Kandidat formulierte: „Du gsehsch us wie dä Rudi Carrell – wo mer uf Temu bstellt hät!“. Kein Wunder, ist der Typ immer noch Single!
Die Frage einer Kandidatin geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Sie fragte: „Ich sammle i minere Freiziit gern Eierschwämmli. Wele Pilz beschriebt di am beschte?“ Egal, wen ich seither anschaue – ich sehe nur noch Pilze. Der Polizist der mich auf dem Velo kontrollierte: eine Stinkmorchel. Meine Kollegin: ein Trüffel. Sehr exklusiv und wird von einem Schwein geliebt. Und die Ex-Freundin meines Kollegen: ein Fliegenpilz. Sieht unglaublich gut aus, ist aber toxisch.
Die Idee, dass man sich seinen Partner oder seine Partnerin als Pilz vorstellt, finde ich jedoch sehr schön. Denn Pilze leben oft in einer Symbiose, einer engen Lebensgemeinschaft, mit Pflanzen. Beide profitieren von der Beziehung. Der Pilz versorgt die Pflanze mit Wasser und Nährstoffen und die Pflanze liefert dem Pilz als Gegenleistung Kohlenhydrate. Kein Wunder, haben alle meine Kollegen, die in Beziehungen sind, plötzlich viel mehr auf den Rippen.
Warum es Personen gibt, die trotz einer Beziehung noch alleine Pilze sammeln, kann ich nicht verstehen. Gut, ich bin wohl auch nicht der Typ für eine offene Beziehung. Ständig Seitlinge zu suchen, wäre mir viel zu anstrengend. Anders ist es beim Dating. Dort wünschte ich mir, es wäre wie beim „Pilzeln“. Verursacht viel weniger Bauchschmerzen, wenn man die Pilze vorab von einer Fachperson kontrollieren lässt.
Wäre ich ein Pilz, wäre ich wohl ein Dosenpilz – günstig, immer die gleiche Qualität und rund um die Uhr verfügbar. Hmm… das erklärt auch meine Erfolgsquote bei Feinschmeckerinnen. Doch ganz egal, mit welcher Pflanze ich in Zukunft langfristig eine Symbiose eingehe – heiraten werde sie wohl nie. Bei einer Scheidungsrate von 40 Prozent ist mir das Risiko zu hoch. Denn ich bin vieles, aber bestimmt kein Scheidenpilz!