Ein Pistenbully

Diese Woche bin ich als Leiter im Skilager mit einer Oberstufe und das macht immer sehr viel Spass, denn die Schülerinnen und Schüler lieben mich. Ist auch nicht schwer, ich bin ja kein Lehrer.

Ich teile sogar den Unmut gegenüber den Lehrpersonen. Denn in der Lagerordnung steht, dass elektronische Geräte verboten sind. Das nervt mich total! Schauen wir jetzt alles auf meinem Handy?!

Schon klar, für Lehrpersonen ist ein Klassenlager Mitte März immer auch eine grosse Herausforderung. Denn gemäss Pistenplan hat es zwar blaue, rote und schwarze Pisten, doch die Weissen, die fehlen – scheiss Klimawandel!

Zum Glück gibt es Schneekanonen. So kann ich meine Schülerinnen und Schüler trotzdem im Funpark fordern. Und auch wenn Schanzen und Rails immer sehr riskant sind, sehe ich so gleich, wer das Bruchrechnen beherrscht.

Der Spass hört für mich aber auf, wenn ich feststelle, dass einzelne Skifahrerinnen und Skifahrer in meiner Gruppe gemobbt werden. Gerade in solchen Situationen habe ich als Leiter eine wichtige pädagogische Vorbildfunktion. Ich stelle dann umgehend klar: Wir sind ein Team, niemand wird ausgegrenzt – ausgelacht werden nur Snowboarder!

Und klar wäre es schön, mal ein Klassenlager so ganz ohne Mobbing. Aber wie, mit Massenschlägen?

Eine Sache ist aber zum Glück nicht mehr wie früher. Zu meiner Zeit musste ich in der Lagerdisco mit einem Mädchen tanzen, während alle andern Schülerinnen und Schüler am Rand der Tanzfläche – machen wir uns nichts vor, es war im Keller neben dem Tischtennistisch – Platz nahmen. Sobald der Song zu Ende war, wurden wir aufgefordert, einen neuen Partner, respektive Partnerin zu suchen. Das ging dann so lange weiter, bis am Schluss alle Schülerinnen und Schüler tanzten. Aus heutiger Sicht sehr unvernünftig, im Skilager einen Lawinentanz zu veranstalten.

So, jetzt muss ich aber los! Die Schülerinnen und Schüler gehen gleich ins Bett und auch ich möchte mich ideal vorbereiten für morgen. Ich gehe deshalb noch kurz auf die Piste.