Elektrisch altern

Mein Vater teilte mir vor kurzem mit, dass er langsam aber sicher alt wird. Gut, er sagte es nicht ganz so direkt, aber seine Worte waren: «Fabian, ich kaufe mir jetzt ein E-Bike.»

Als begeisterter Velöler ¬– ich bin noch einer, der ehrlich in die Pedale tritt – finde ich den E-Bike Trend aber auch etwas problematisch. Die Elektrovelos gelten zwar als umweltfreundlich, die Geschwindigkeit ist aber nicht zu unterschätzen. Gerade Senioren haben ein siebenmal höheres Sterberisiko bei Unfällen mit E-Bikes. Also gar nicht so klimafreundlich: Der E-Bike-Trend ist mitverantwortlich für den CO2-Ausstoss der Krematorien.

Oft sind die Senioren am Unfallhergang aber nicht ganz unschuldig. Vergangenen Sommer sagte mir einer kurz vor der Passhöhe der Hulftegg schnippisch: «Isch nüme wiit, ez häsches denn gad!» – Ein paar Sekunden später stürzte er.

Obwohl das E-Bike auch bei Jüngeren im Trend ist, wird der SUV unter den Velos nur gerade von zwei Prozent fürs Pendeln genutzt. Verständlich, ist auch sehr mühsam mit den Dingern im Zug. Deshalb auch SUV: super unhandliches Velo.

Das E-Bikes sehr schwer sind, erfuhr ich am eigenen Leib. Während eines Polterabends mussten wir unsere geliehenen E-Bikes über einen Weidezaun hieven. Dies ging für mich aber in Ordnung, so kamen wir wenigstens einmal ins Schwitzen.

Komplett ohne Anstrengung fährt es sich jedoch im Fahrmodus «Sport». Der bedeutet nur: «So schnell könntest du sein, wenn du sportlich wärst!»

Zum Glück aber müssen neuerdings alle E-Bikes auch am Tag mit Licht fahren. Nicht dass man sie besser sieht – die kerzengerade Haltung der E-Bike Fahrerinnen und Fahrer bleibt unübersehbar – sondern, dass der Akku zusätzlich belastet wird. So bleibt mein Vater trotz schnellem Velo in seiner gewohnten Umgebung.

Aber egal ob elektrisch oder mit reiner Muskelkraft: Das Velo ist das Fortbewegungsmittel der Zukunft. Nehmen wir uns also endlich ein Beispiel an Holland. Sie zeigen doch seit Jahren, nur mit Rücktritt gibt’s Fortschritt.

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