Neulich wurde ich von meinem Mitbewohner darauf hingewiesen, dass der Biber nicht zu den Säugetieren, sondern zu den Fischen zählt – Zählen ist wohl doch nicht so sein Ding.
Wie sich aber herausstellte, hatte er tatsächlich recht. Denn vor einigen hundert Jahren hat die Kirche den Biber zum Fisch erklärt. Aus dem simplen Grund: So konnte man trotz auferlegtem Fleischverzicht auch während der Fastenzeit Biberfleisch essen. Das Fastenopfer ist also nicht der geistlich motivierte Verzicht während den rund 40 Tagen. Es ist der Biber.
Auch wenn dies heute nicht mehr der Fall ist, müssen immer noch viele Biber ihr Leben lassen. Denn rund die Hälfte aller Biber stirbt beim Überqueren von Strassen. Im Appenzell ist dies eine Spezialität: Biberfladen. Und ich dachte immer, es handelt sich dabei um eine Art Lebkuchen.
Den Biber trifft es aber noch viel schlimmer. Zur Gewinnung von Bibergeil – das Sekret des Bibers findet auch heute noch Verwendung in der Homöopathie und in Parfüms – gibt es in Amerika Biberfarmen, wo Biber unter Betäubung gemolken werden. Was gibt es in dem Beruf für Aufstiegsmöglichkeiten? Melken die bald auch Vögel?
Problematisch finde ich aber, dass Bibergeil nicht in allen Ländern einer Kennzeichnungspflicht unterliegt. In den USA reicht die Kennzeichnung «natürliches Aroma». Zum Glück ist dies in der Schweiz nicht der Fall. Denn ich möchte unter allen Umständen wissen, bei welchen Songs Justin Bieber mitwirkt. Nicht dass ich aus Versehen noch ein Lied gut oder eben «geil» finde.
Ich persönlich bin aber ein grosser Fan der Fastenzeit. Weil ich bereits in meiner Kindheit jeden Freitagabend am Fernsehen damit in Kontakt kam: Faste Familie. Deshalb halte ich mich auch beim Bäcker immer noch strickte an die Vorschriften: Kein Fleisch und nichts Süsses. Ich esse also nur noch Mandelfisch und Zigerkrapfen. Gut, zweiteres nenne ich während der Fastenzeit Ziger-Karpfen. Wenn die Kirche den Biber zum Fisch erklären kann, kann ich dies mit Süssspeisen auch – Amen.