Als ich mich neulich mit Fabian vorstellte, sagte mein Gegenüber wie aus der Kanone geschossen: «Ah ein Fabian… Du hast am 20. Januar Namenstag. Man sagt nämlich: Fabian, Saft in die Bäume gan.» – Mit Abstand der schlechteste Reim, den ich je gehört habe. Ich bezweifle auch, dass sich aufgrund des Reims irgendein Baum sagt: «Ah, wenn das so ist, dann treibe ich den Saft schon im Januar in meine Äste.» Bei frostigen Temperaturen wäre dies doch glatter Selbstmord. Dem Tiefkühlgemüse hätte der gefrorene Baum aber einiges voraus: Er wäre bereits vor der Ernte Findus.
Während der Namenstag in meinem Familienkreis nie gross ein Thema war, wird er in anderen katholischen und orthodoxen Regionen ausgiebig gefeiert. Also feiern tut dort hauptsächlich einer: Johannes. Der hat pro Jahr nämlich ganze 27-mal Namenstag. Gefolgt von Maria mit deren elf. Der Einzige, der trotz zwei Namenstagen nichts zu feiern hat, ist Kevin.
Während ich meinen Namen und somit auch den Namenstag den Eltern zu verdanken habe, war dies früher noch viel mehr dem Zufall überlassen. Die Kinder wurden nämlich oft nach den Heiligen am Tag der Taufe benannt. Hätten meine Eltern diese Tradition befolgt, hiesse ich jetzt Marian. An sich also keine grosse Veränderung, denn auch hier reimt sich: «Marian, Saft in die Bäume gan». Aus meiner Sicht ist die Taufe am Taufbecken aber sowieso eine völlig redundante Prozedur. Ich war doch bereits während meiner Geburt am Beckenrand.
Sind aber auch die kommenden Winter so mild, werden die Bäume den schlechten Reim wohl bald befolgen. Bis es aber so weit ist, plane ich meine Zukunft, wie dies bereits früher der Fall war. Ich setze Kinder in die Welt als finanzielle Absicherung. Mit den Kinderzulagen und einem finanzstarken Gotti und Götti brauche ich mit einem Johannes lediglich alle zwei Wochen einen Namenstag zu feiern. Selbstverständlich würde ich mich aber auch über ein Mädchen freuen. Auch sie wäre einzigartig: Bestimmt das erste Mädchen mit dem Vornamen Johannes.