Neulich sass ich mit einem Date auf einem Holzsteg am Wasser, als uns eine Frau aufschreckte mit den Worten: «Entschuldigung, wöt nöd störe, aber töri do rasch öpis sueche?» Natürlich störte sie, wie sich aber herausstellte, machte sie Geocaching, eine Art GPS-Schnitzeljagd, und unter dem Steg war tatsächlich ein kleines Röhrchen versteckt.
Warum sich Geocacherinnen und Geocacher in ihrer Freizeit freiwillig mit Suchen beschäftigt, ist mir aber ein Rätsel. Wäre doch viel effizienter, wenn man alle Caches an einem zentralen Ort platzieren würde. Gleiches gilt für Ostern: Macht auch keinen Sinn, wenn man die gefärbten Eier aus der Küche im Garten suchen muss, nur um sie anschliessend wieder in der Küche zu verstauen – Spassfaktor gleich null!
Gut, ihr Argument fürs Geocaching war, dass man nach Auffinden des Caches einen Eintrag ins Logbuch machen kann und in der App sogar einen Smiley erhält. Hätte ich ihr die Auswahl an Emojis auf Whatsapp gezeigt, wäre sie wohl vor Glück geplatzt.
Auch das Argument, mit Geocaching entdeckt man viele schöne Orte, zieht nicht wirklich. Die Unterseite des Holzstegs ist echt nicht empfehlenswert!
Geocaching hat aber durchaus seinen Reiz, denn das Funktionsprinzip ist genau gleich wie jenes der Dating-App Tinder. Auch auf Tinder sucht man einen Schatz mittels GPS. Und bei beiden Plattformen gilt: Hat man etwas gefunden, legt man es anschliessend wieder zurück. Schliesslich sollen auch die anderen noch Spass daran haben.
Aus diesem Grund war mein Tinder-Date auch auf dem Holzsteg. Sie zeigte mir so ganz subtil: Wir sind auf dem Holzweg!
Mich unterscheidet im Grunde aber nichts von einem Cache, denn auch ich möchte gefunden werden. Für mehr Erfolg werde ich künftig einfach meinen aktuellen Standort als Geocache teilen. Dies öffnet meine Grenzen – anders als bei Tinder, kann ich mich nicht auf ein Geschlecht festlegen – und dank des Logbuchs vergesse ich nie mehr die Namen. Hier meine Koordinaten: 47.4464924137915, 8.184237949057929