Weihnachten steht vor der Tür und die Guetzli Bäckerinnen und Bäcker sind wieder mit dem Backen von Weihnachtsguetzli beschäftigt. Und eines stört mich besonders: das Chräbeli!
Ich weiss, gerade bei diesem Guetzli spalten sich die Meinungen – oder die Plomben vom Zahn. Warum man aber trotz der Konsistenz immer noch von einem Guetzli spricht, ist mir ein Rätsel. Denn neben einem Chräbeli, dem Hells Angel unter den Guetzlis, wirkt das Nussstängeli wie ein komplettes Weichei. Ich möchte die Arbeit der Polizei nicht unnötig erschweren, aber welche andere Tatwaffe kann man nach getanem Verbrechen essen?
Viel schlimmer als die Konsistenz finde ich aber den Geruch. Schon als Kind spielte ich in der Adventszeit oft im Freien. Nicht weil ich die Kälte liebte. Nein. Meine Mutter vertrieb mich mit dem Geruch, welcher beim Backen von Chräbeli entsteht, regelmässig aus den eigenen vier Wänden. Wenig verwunderlich also, dass man Anis früher auch zur Vertreibung von Ungeziefer nutze. Die Insekten folgten einem natürlichen Instinkt. Der Fokus liegt hier klar auf dem Wortteil «stinkt». Und es scheint mir, als hätten wir nichts von den Tieren gelernt. Wir Menschen nutzen Anis gar als Aphrodisiakum. Jetzt kann ich auch nachvollziehen, weshalb in der Schweiz bis ins Jahr 2005 die Herstellung und der Verkauf von Absinth verboten waren. Wir wollten nicht, dass sich die Welschen vermehren. Da stellt sich mir aber die Frage, weshalb meine Mutter auch nach meiner Geburt noch Chräbeli backte. Hmm…
Bei mir jedenfalls wirkt Anis wie eine nicht operative Vasektomie. Werde ich romantisch gefragt: «Fabian, söll ich di nochli chräbelä?», zieht sich bei mir untenrum gleich alles zusammen. Ändern lässt sich dies wohl nur mit Corona. Denn erst wenn ich an Geschmacksverlust leide, steht auch meiner Familienplanung nichts mehr im Weg. Bis es so weit ist, esse ich aber genüsslich meine Lieblingsguetzli: Spitzbuben. Die Interpretation des Wortteils «spitz» überlasse ich hier aber gerne anderen.